Weil Unabhängigkeit beruhigt
Mit der Umstellung der Heizung von fossiler auf erneuerbare Energien hat sich die Familie Widerin aus Hörbranz weitgehende Unabhängigkeit gesichert.
Es war ein typisches Vorarlberger Eigenheim, das 1973 erbaute Einfamilienhaus der Familie Widerin aus Hörbranz. Eines, „wie es nach wie vor hundertfach in Vorarlberg zu finden ist“, sagt Eigentümer Peter Widerin. Und heute? Die vor zehn Jahren erfolgte Sanierung zeigte energetisch wie optisch Wirkung, aus dem einst klassischen 70er-Jahre-Haus zauberte die Familie ein modernes Mehrfamilienhaus. Und: Neu und besonders ist vor allem die Haustechnik, die Widerin vor zwei Jahren nachgerüstet hat. Mit einer Solar- und Photovoltaikanlage sowie einer Erdsonde hat die Hörbranzer Familie jedenfalls den Puls der Zeit erwischt.
Durchdachtes System
Bereits vor der Umrüstung der Heizungstechnik konnte Widerin dank der vor zehn Jahren erfolgten Sanierung den Heizölbedarf von ursprünglich 4.500 Liter auf 2.500 Liter pro Jahr reduzieren – bei gleichzeitiger Verdoppelung des Wohnraumes. „Uns war schon damals klar, dass wird die Ölheizung früher oder später ersetzen“, erklärt der Familienvater. Wichtige Vorbereitungen – beispielsweise die Installation einer Fußbodenheizung – wurden bereits im Rahmen der Haussanierung getroffen. 2013 folgte schließlich die neue Heizung – und die hat es, vor allem dank der Detailverliebtheit des Physikers, in sich. Sieben Sonnenkollektoren sorgen seither für behagliche Wärme und Warmwasser für die Familie und die Schwiegermutter im ersten Stock. Herz der Anlage ist ein zentraler Hygiene-Systemspeicher im Keller. Dieser dient als eine Art „Sammel- und Verteilzentrale“ der produzierten Wärme. Das heißt: Die Wärme kommt entweder solar oder via Wärmepumpe in den Speicher. Durch den Wärmetauscher im Speicher ist das Brauchwasser immer frisch. So stellt das System sicher, dass sich keine Legionellen bilden können. Der Clou: Sobald das kalte Ende des Speichers 50 Grad Celsius erreicht hat, wird die von der Solaranlage produzierte Wärme in die Erdwärmesonde umgeleitet.
Überdurchschnittliche Leistung
Als „aktive Sondenregenerierung“ wird dieser Prozess bezeichnet. Vor allem in den ersten Monaten der Heizperiode wird durch die dem Boden zugeführte Wärme die Temperatur der Sonde um mehrere Grad und somit die Effizienz erhöht. „Unsere Wärmepumpe erreichte im Jahr 2014 eine Arbeitszahl von 4,6“, freut sich der Hörbranzer. Das heißt: 4,6 mal mehr Wärme liefert die Wärmepumpe als Strom zum Betrieb aufgewendet werden muss – ein überdurchschnittlich guter Wert. Apropos Strom: Die 8,8 kW-peak-Photovoltaik-Anlage am Dach deckt netto fast den kompletten Bedarf des Haushaltes ab. Zwei Drittel des produzierten Stroms wird in das VKW-Netz eingespeist, ein Drittel für den Eigenbedarf verwendet.
„Wir wollten eine zukunftsfähige Lösung“, erklärt der Familienvater die Investition in die neue Heizungstechnik. Eine Investition, die sich in rund 15 Jahren (Heizungsumbau) bzw. zehn Jahren (PV-Anlage) auch in wirtschaftlicher Hinsicht bezahlt gemacht haben wird, so die Berechnungen von Widerin. Ökologisch und emotional hat sie das bereits heute: „Wir sind nicht länger auf Öl oder Gas angewiesen, nur noch auf die unmittelbaren Rahmenbedingungen in der Region. Diese weitgehende Unabhängigkeit ist beruhigend“, betont er.
Factbox
Grundwasser, Erdsonden und Energiepfahlwärmepumpen werden im Rahmen der Energieförderung des Landes mit Barzuschüssen gefördert. Voraussetzung ist, dass das Gebäude in einem guten energetischen Zustand ist (Heizwärmebedarf HWB max. 70 kWh/m²a). Die Förderung bei Einfamilienhäusern beträgt zwischen 1500 und 3000 Euro. Auskunft zur Energieförderung erhalten Sie unter 05574 / 511 26113 (Herr Dominikus Weber) – oder online unter www.vorarlberg.at/energiefoerderungen.