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Auf dem Weg zur Etappe 2030 – mit der Energieautonomie die Klimaziele erreichen

Auf dem Weg zur Etappe 2030 – mit der Energieautonomie die Klimaziele erreichen

Die gesetzten Maßnahmen der vergangenen Jahre zeigen Wirkung: Der Ausbau des e5-Programms, der Elektromobilität sowie der erneuerbaren Energieträger schreiten gut voran.

Zur Ausarbeitung der Etappenziele der Energieautonomie bis 2030, wurden die Fachhochschule Vorarlberg und das Energieinstitut damit beauftragt, mögliche Szenarien auszuarbeiten. Das Ergebnis: Vorarlberg kann die festgelegten CO2-Ziele auf EU-, Bundes- und Landesebene bis 2030 erreichen. Voraussetzung dafür ist, dass die angestrebten Ziele (weniger Energiebedarf und mehr Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien) in allen Sektoren eingehalten werden.

Dass es Herausforderungen gibt, die gemeistert werden müssen, zeigt derweil der aktuelle Monitoringbericht. Der Endenergieverbrauch Vorarlbergs zwischen 2005 und 2018 stieg um 2,7 Prozent. Ursprüngliches Etappenziel der Energieautonomie Vorarlberg war es, den Endenergieverbrauch in diesem Zeitraum um 13,1 Prozent zu senken. Der größte Verbraucher an Endenergie war der Gebäudebereich, gefolgt von Industrie und Mobilität. Der Rest entfiel auf Gebäudestrom und Landwirtschaft. In Relation zur dynamischen Entwicklung des Landes darf dieser Anstieg aber als durchaus moderat bezeichnet werden.

2005 vs. 2018 – welche Aspekte den Energieverbrauch beeinflussten

  • 2018 lebten 31.600 Personen mehr in Vorarlberg
  • 2018 fuhren 45.000 PKW mehr auf Vorarlbergs Straßen
  • 2018 wurden 2,3 Millionen Quadratmeter an Wohnnutzfläche mehr genutzt
  • 2018 nahm der Produktionsindex der Wirtschaft um 45 Prozent zu
  • 2018 stieg das Bruttoregionalprodukt um 64,3 Prozent

e5-Gemeinden – starke Partner auf dem Weg zur Energieautonomie

Bereits 85 Prozent aller Vorarlbergerinnen und Vorarlberger leben in einer e5-Gemeinde. Die Gemeinden unterstützen seit jeher die Zielsetzung zur Energieautonomie Vorarlberg. 500 Teammitglieder setzen jedes Jahr ca. 400 Projekte um. „Die Gemeinden sind wichtige Stützen und starke Partner in der operativen Umsetzung auf dem Weg zur Energieautonomie, ihre Mitwirkung ist unverzichtbar, damit die angepeilten Landesziele erreicht werden können“, so Landeshauptmann Wallner und Landesrat Rauch.

Mit dem Kommunalinvestitionsgesetz wurde Anfang Juli eine Milliarde Euro aus dem COVID-19-Fonds als Zuschuss für Investitionen in den Gemeinden zur Verfügung gestellt. Für Energie- und Klimaschutzmaßnahmen sind unter anderem folgende Schritte förderbar:

  • Sanierung von Kindergärten, Schulen oder Seniorenbetreuungen
  • Investitionen in den öffentlichen Verkehr
  • Umrüstung auf hocheffiziente Straßenbeleuchtung
  • Errichtung von Anlagen, die erneuerbare Energien erzeugen, beispielsweise Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Flächen
  • Bereitstellung von Ladeinfrastruktur für E-Mobilität
  • Errichtung, Sanierung und Instandhaltung von Radverkehrs- oder Fußwegen
  • Sanierung von Gebäuden anerkannter Rettungsorganisationen
Die Gemeinden sind wichtige Stützen und starke Partner in der operativen Umsetzung auf dem Weg zur Energieautonomie, ihre Mitwirkung ist unverzichtbar, damit die angepeilten Landesziele erreicht werden können.Landeshauptmann Markus Wallner

Erneuerbare Energien finden Anklang

Der Monitoringbericht zeigt auch erfreuliche Zahlen: Der Einsatz von Öl als Energieträger ist während des Betrachtungszeitraumes um mehr als die Hälfte gesunken. Mit 2020 sind noch rund 27.000 Ölkessel im Einsatz. Der Antei der erneuerbaren Energien in Vorarlberg stieg von 32 auf 40,5 Prozent. Vor allem die Energiegewinnung durch Holz und Photovoltaik wurde um einiges gesteigert. Die Ausbauziele bei den Energieträgern Biomasse, Solarwärme, Photovoltaik und Wärmepumpen bzw. Umgebungswärme wurden zum Teil deutlich übertroffen. Nicht erreicht wurden die Ziele beim Biogas. Der Ausbau erneuerbarer Energieträger und das nur geringfügige Wachstum beim Gesamtenergieverbrauch senkten Vorarlbergs CO2-Emissionen um 5,5 Prozent.

Der aktuelle Energie- und Monitoringbericht zeigt deutlich, wo in Vorarlberg Stärken im Energiebereich liegen und wo es noch Potential für Entwicklung gibt, so Wallner und Rauch. Wichtige Handlungsfelder dabei sind:

  • Den Ausbau erneuerbarer Energien weiter beschleunigen
  • Den Ölausstieg weiter vorantreiben
  • Maßnahmen im Verkehr setzen
  • Die Stromversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Energien umstellen
  • Die MissionZeroV, die erste klimaneutrale Landesverwaltung, weiter vorantreiben

Ein Blick in die Zukunft

Damit Vorarlberg das angestrebte Niveau beim Energieverbrauch erreicht, sind noch große Anstrengungen erforderlich. Deshalb wurden folgende Anforderungen bei der Zielsetzung für 2030 im Climate Emergency Beschluss des Landes und im Regierungsprogramm 2024 festgehalten: Das Klima soll durch 40 Prozent weniger Treibhausgase als noch 2005 geschützt werden. Der Anteil erneuerbarer Energieträger für Strom und Wärme ist auszubauen. Konkret sollen erneuerbare Energien bis 2030 mindestens 50 Prozent des Gesamtendenergiebedarfs decken. Und: Der Beitrag der Mobilität von -36 Prozent CO2-Reduktion ist sicherzustellen.

Die Fachhochschule Vorarlberg wurde gemeinsam mit dem Energieinstitut dazu beauftragt, unterschiedliche Szenarien zur Erreichung der Ziele bis 2030 aufzustellen. Die Zukunftsszenarien wurden für die vier Verbrauchssektoren „Gebäude“, „Mobilität“, „Industrie und Gewerbe“ und „Landwirtschaft“, sowie den Sektor „Energiebereitstellung“ ausgearbeitet. Unter Mitwirkung von sieben Experten aus beiden Institutionen und basierend auf umfangreichen Recherchen, sowie mehr als 20 Interviews mit Fachleuten im Land, entstand die „Szenarienbetrachtung 2030“. Projektleiter Markus Preißinger fasst die Ergebnisse so zusammen: „Vorarlberg kann die festgelegten CO2-Ziele auf EU-, Bundes- und Landesebene bis 2030 erreichen, sofern die ambitionierten Ziele in allen Sektoren – weniger Energiebedarf und mehr Erzeugung aus Erneuerbaren Energien – eingehalten werden“.

Die Sektoren – Möglichkeiten und Herausforderungen

Im Gebäudesektor wurde gezeigt, dass alle erforderlichen Komponenten für eine Erreichung der Energie- und CO2-Ziele bereits jetzt marktverfügbar und wirtschaftlich umsetzbar sind. Das wirtschaftlichste Energieniveau benötigt dabei etwa zwei Drittel weniger Energie für Heizung und Warmwasser, als die derzeitigen Mindestniveaus.

Und zwar in allen Bereichen: Neubau, Sanierung, Wohn- und Nichtwohngebäude. Wichtigste Maßnahme dabei ist die Verbesserung der Hüllqualität und die Effizienz der Wärmeversorgung. Zudem muss der Ausstieg aus Öl und Gas weiter beschleunigt werden, um nicht nur die Ziele für 2030 zu erreichen, sondern auch die Jahre bis 2040 und sogar 2050 im Auge zu behalten. Die Studie zeigt nämlich, dass die regional verfügbaren erneuerbaren Energieträger nur ausreichen, wenn der Energiebedarf des Gebäudesektors bis 2050 um etwas 40 bis 50 Prozent gesenkt wird.

Im Sektor Mobilität hat sich Vorarlberg ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. 2030 soll die Verteilung der Verkehrsmittelwahl der Vorarlberger Bevölkerung wie folgt aussehen:

  • 16 Prozent der Wege sollen mit Bus und Bahn zurückgelegt werden
  • 21 Prozent mit dem Fahrrad
  • Der Anteil an Fußwegen soll sich auf 18 Prozent einpendeln
  • Der Weganteil der Mitfahrenden in einem Auto soll von 9 auf 10 Prozent erhöht werden

Gelingt das, würde der PKW-Weganteil auf 34 Prozent absinken. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist im Anbetracht der CO2-Emissionen im Verkehrsbereich dringend notwendig. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen des Sektors Mobilität insgesamt um 36 Prozent gegenüber 2005 gesenkt werden.

Der Sektor Industrie und Gewerbe wird auch im Jahr 2030 noch immer einen Anteil von 40 Prozent des Endenergiebedarfs über Gas decken. Umso wichtiger ist es, dass die Industrie mit ihren großen Dachflächen eine maßgebliche Rolle beim Ausbau der Photovoltaik einnehmen könnte.

Den Verbrauchssektoren gegenüber steht der Ausbau der regionalen erneuerbaren Energieträger. Die Stärkung der heimischen Wasserkraft ist dabei weiterhin möglich und nötig. 13 neue Standorte können bis 2030 vermutlich erschlossen oder zumindest in ihrer Effizienz gesteigert werden. Zudem sind zwei Standorte für Großkraftwerke verfügbar. Bei der Photovoltaik plant die Landesregierung den jährlichen Ausbau zu verdreifachen. Das technische Potential hierfür ist gegeben, zeigt die Studie. Auch das Energieholz wird in seiner Bedeutung steigen. Damit könnte die derzeitige Nutzung von Biomasse in Wärmeanwendungen in Vorarlberg verdoppelt werden.

100 Prozent erneuerbarer Strom wird nur schwer zu erreichen sein. Bei den derzeitigen Szenarien ergäbe sich eine Deckungslücke von 8 bis 14 Prozent. Mit noch ambitionierterem Ausbau bei Photovoltaik und Wasserkraft sowie weiteren Effizienzmaßnahmen kann diese Lücke allerding verringert werden.

Gemeinsam Richtung Energieautonomie

Im letzten Schritt führt die Studie Energiebedarf, Energiebereitstellung und CO2-Emissionen zusammen. Es zeigte sich dass die europäischen und österreichischen CO2-Ziele bis 2030 durchaus erreicht werden können. „Ambitioniert und doch möglich, so würde ich die betrachteten Szenarien kurz und knapp beschreiben. Jetzt sollten wir mutig die nächsten Schritte gehen, um 2030 das Erreichen der CO2-Ziele feiern zu können“, umschreibt Projektleiter Preißinger die Ergebnisse der Studie.

Durch die Anpassung und Neuausrichtung des Programms können wir flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen eingehen und Themen bearbeiten.Karin Feurstein-Pichler, Mitglied der Programmleitung der Energieautonomie Vorarlberg

Durch eine breite Beteiligung ist es in den letzten Jahren gelungen, den Weg Richtung Energieautonomie zu ebnen. Diese Anstrengungen sollen in den nächsten zehn Jahren weiter forciert werden. Dazu wurde der Energieautonomie-Prozess extern evaluiert, die Ergebnisse flossen in die Neuausrichtung des Programmes bis 2030. Neu sind strategische Handlungsfelder zu den wichtigsten Themenbereichen der Energieautonomie. Auch gibt es keine stehenden Arbeitsgruppen mehr, sondern Themenbezogene Projektgruppen über einen definierten Zeitraum. „Durch die Anpassung und Neuausrichtung des Programms können wir flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen eingehen und Themen bearbeiten“, erklärt Karin Feurstein-Pichler, Mitglied der Programmleitung der Energieautonomie.

Für Frühjahr 2020 waren Fachworkshops zu den wichtigsten technischen Handlungsfeldern geplant. Diese mussten COVID-19 bedingt verschoben werden und sollen nun im September stattfinden. Rund 85 Expertinnen und Experten beleuchten die strategischen Handlungsfelder der Energieautonomie Vorarlberg und liefern Impulse für Umsetzungsideen. Im Ende Herbst und Anfang 2021wirde es zwei öffentliche Beteiligungsformate geben. Der Endbericht und die Verabschiedung der Strategie bis 2030 im Landtag ist im Frühjahr 2021 geplant, die öffentliche Vorstellung am 20. Mai 2021.