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Alle unter einem Dach
Markus Gmeiner

Alle unter einem Dach

Familie aus Hörbranz saniert Einfamilienhaus aus dem Jahre 1964 zum Mehrgenerationenhaus in Passivhausstandard.

Das Potenzial des 1964 erbauten Einfamilienhauses in Hörbranz hat Eckart Drössler bereits bei der ersten Besichtigung im Jahre 2010 erkannt. Die Bausubstanz war gut, der Kaufpreis vernünftig, die Möglichkeit für eine tiefgreifende Sanierung gegeben – und die Lage optimal. Der einzige Haken: „Für meine Lebensgefährtin und mich alleine war das Haus schlicht zu groß“, erzählt er rückblickend. Dass das Paar seinen Traum vom neuen Zuhause trotzdem nicht aufgeben musste, verdankte es dem tollen Familienzusammenhalt – und verständnisvollen Nachbarn. Denn die vermeintlich einfache Lösung lag nahe: Das einstige Einfamilienhaus mit Spinnerei-Anbau wurde zum Mehrgenerationenhaus in Passivhausstandard umgebaut.

Ein Mehrgenerationenhaus mit abgetrennten Wohnungen war die vernünftigste Lösung.Eckart Drössler

Wohnungen für drei Generationen

Innerhalb der Familien Thissen und Drössler habe sich rasch herausgestellt, dass sowohl die Eltern als auch drei der vier Kinder von Drössler an einer Änderung ihrer Wohnsituation interessiert waren. „Ein Mehrgenerationenhaus mit abgetrennten Wohnungen schien die vernünftigste Lösung“, so der Experte für ökologischen Wohnbau. Gesagt, getan: Nachdem sowohl die Nachbarn als auch die Kommune einer Erhöhung der Baunutzungszahl und somit einer Aufstockung des Hauses zugestimmt hatten, wurde im März 2011 mit den Bauarbeiten begonnen. Aus dem einstigen Einfamilienhaus wurden insgesamt fünf separat parifizierte und getrennt zugängliche Wohnungen mit 65 bis 135 Quadratmetern Wohnfläche gezaubert. Die Eigentümer: Familienmitglieder aus drei Generationen.

Niedrige Betriebskosten
Markus Gmeiner

Niedrige Betriebskosten

Das einstige Einfamilienhaus ist heute nicht mehr wiederzuerkennen. Die Familie hat das Satteldach entfernt, eine Wohneinheit in Stahl-Holzbauweise aufgesetzt, einen Lift eingebaut, Treppen entfernt und die Deckenöffnungen geschlossen. Beeindruckend ist aber vor allem das technische Sanierungskonzept.

Im ursprünglich im Jahre 1964 errichteten Haus wurden eine thermische Solaranlage mit Heizungseinbindung, eine Grundwasser-Wärmepumpe, Fußbodenheizung und Lüftungsgeräte installiert. Die Konsequenz: Alleine mit den Heizölkosten für das ursprünglich unsanierte Haus mit 382 Quadratmetern Wohn- bzw. Nutzfläche werden heute die Gesamtbetriebskosten für das Mehrgenerationenhaus mit fast 500 Quadratmetern Wohnfläche abgedeckt.

Wirtschaftlichste Variante

Hat sich die umfangreiche Sanierung ökonomisch gelohnt? „Ein Student der Fachhochschule Vorarlberg hat das im Rahmen seiner Abschlussarbeit analysiert. Es wurde deutlich, dass unser Konzept vor allem in der Langzeitperspektive die wirtschaftlichste Variante war“, erklärt Drössler mit Verweis auf das geringe Energiekostenrisiko. Und abseits aller wirtschaftlicher Faktoren: „Es ist schön, mit der Familie in dieser Form unter einem Dach wohnen zu können“, freut sich der Energie-Experte.

Factbox

Finanzielle Unterstützung: Wohnhaussanierungen werden in Vorarlberg mit Barzuschüssen von 10 bis 30 Prozent der anrechenbaren Sanierungskosten gefördert – oder mit Darlehen über 20 Jahre mit 1 Prozent Fixzinssatz von 40 bis 85 Prozent der Sanierungskosten.

Umfrage: Laut einer Umfrage der Deutschen Energie-Agentur unter Eigentümern energetisch sanierter Häuser empfehlen 98 Prozent Freunden und Bekannten eine energetische Sanierung, 97 Prozent wollen nie wieder in unsanierten Gebäuden wohnen.