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Wenn Kühe das Wohnhaus wärmen: Innovative Energiegewinnung am Bauernhof

Pioniergeist am Bauernhof: Familie Peter hat ihr landwirtschaftliches System und zwei „Urlaub-am-Bauernhof“ Ferienwohnungen konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet – und spart dabei Energie und Kosten. Wärme aus Gülle und Milch, Strom vom eigenen Dach und energieeffiziente Heutrocknung machen den Hof zukunftsfit. Im Interview erzählen Christian und Theresia Peter, wie das funktioniert – und was sie antreibt.

Familie Peter

Euer Hof gilt als Vorzeigebetrieb, wenn es um innovative und energieeffiziente Lösungen in der Landwirtschaft geht. Ihr nutzt die Abwärme von Gülle, um euer Wohnhaus zu heizen. Wie funktioniert das denn?

Das war eines der besten Projekte, das wir umgesetzt haben. Die Gülle kommt ja mit Körpertemperatur in den Güllekeller – das sind rund 37 Grad. Wir haben in die Betonbodenplatte des Güllekellers rund 600 Meter Schläuche eingebaut, durch die Wasser fließt. Das Praktische: Wir mussten nicht bohren, sondern konnten die Schläuche direkt ans Bewehrungseisen binden. So kamen wir mit 2.000 bis 3.000 Euro aus – statt über 20.000 wie bei einer klassischen Bohrung.

Die Gülle erwärmt nun diese Platte, die wiederum die Wärme an das Wasser abgibt. Diese Wärme nutzt dann unsere Wärmepumpe, um entweder das Wohnhaus zu heizen oder Warmwasser zu erzeugen.

Familie Peter

Ihr nutzt aber nicht nur Gülle, sondern auch die Milch eurer Kühe als Wärmequelle?

Stimmt. Die Milch muss ja bei jedem Betrieb heruntergekühlt werden, um weiterverarbeitet werden zu können. Wir entnehmen diese Wärme und führen diese in unser Heizsystem ein. Das heißt, die Wärmepumpe kann nicht nur die Wärme aus der Bodenplatte entziehen, sondern auch aus dem Milchtank.

In der Übergangszeit reicht eigentlich schon fast die Milchwärme aus, um das Haus zu heizen und Warmwasser zu produzieren. Und im Winter wird dann auch noch die Wärme aus der Bodenplatte benötigt.

„Es ist die Gülle da, es ist die Milch da. Wir müssen nur die Wärme nehmen und in unserem Heizsystem nutzen.“

Was ist das Besondere an eurer Heutrocknungsanlage? Wie wirtschaftlich ist sie?

Dabei wird die Wärme bzw. Energie im Heustock mehrmals genutzt und nicht wie bei herkömmlichen Trocknungsanlagen einmal durchs Heu geblasen, um es dann ins Freie entweichen zu lassen. Dieser speziell entwickelte Wärmetauscher (Kreuzstrom-Wärmetauscher) kann die Luft im Heustock absaugen und somit die Wärme immer wieder an die frische Dachabsaugungsluft abgeben.

„Der Wärmetauscher benötigt einen Fünftel an Strom im Vergleich zu einer Entfeuchtungsanlage und kostete ein Viertel davon bei der Anschaffung – ist aber trotzdem leistungsstark und effizient.“

Familie Peter
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Mehr Einblicke in die Systeme im Milchviehbetrieb der Familie Peter erhalten Sie in der Folge „Bauer macht Power 1“ mit Klimajäger Andreas:

Was ist euer persönlicher Antrieb? Und plant ihr weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit und Energieautonomie?

Unser Antrieb ist ganz klar, den Betrieb so zu gestalten, dass er auch für die nächste Generation tragfähig ist – ökologisch, wirtschaftlich und sozial. Wir möchten zeigen, dass Landwirtschaft und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind.

Der Ferienhof Landerleben
Familie Peter

Der Ferienhof Landerleben

Der Hof der Familie Peter liegt ruhig und zentral im Bregenzerwald. Er wurde großteils aus eigenem Holz gebaut und 2023 mit dem „luag-druf“- Anerkennungspreis für nachhaltige Landwirtschaft ausgezeichnet.

Factbox

  • Rund 40 Milchkühe + Nachzucht
  • PV-Anlage: 18,5 kWp für Beitreibung von Anlagen und Systemen am Hof
  • Heizsystem mit Betonkernaktivierung und Kühlung der Milch via Wärmepumpe
  • Heutrocknung mittels Kreuzstrom-Wärmetauscher

Und da war noch: Urlaub am Bauernhof mit "Ekart"

Mit dem gemeinsamen Ziel, die Energieeffizienz zu steigern und die Betriebe bei der Reduktion ihrer individuellen CO₂-Emissionen zu unterstützen, hilft online tool EKART.at vom Energieinstitut Vorarlberg dabei Einsparungspotenziale entlang eines Energie- und CO₂-Reduktionspfades zu identifizieren. Mittlerweile wird es österreichweit auch von Urlaub am Bauernhof-Betrieben eingesetzt und fördert nachhaltige Energiepraktiken in Tourismus und Landwirtschaft.