Vom Stall zum modernen, ökologischen Arbeitsplatz
Architekt und Designer Georg Bechter baut in Hittisau um: Aus dem Stall seines Vaters wird ein moderner 850 Quadratmeter Werk- und Büroraum. Gebaut wird mit den Naturstoffen Stroh, Holz und Lehm. Solar- und Photovoltaikanlage werden bald installiert. Geheizt wird zukünftig ungewöhnlich aber ebenso naturnah: mit einer Eisspeicheranlage.
Schon seit längerer Zeit war Bechter auf der Suche nach einem Ort an dem seine beiden Unternehmen – Architekturbüro und Leuchtenmanufaktur – unter einem Dach zusammenfinden konnten. „Aktuell sind wir – von Werkstatt bis Büro – auf vier Orte quer durch den Bregenzerwald verteilt. Meine Familie brachte mich irgendwann auf die Idee, ich solle doch den alten Stall unseres Vaters umbauen und dafür nutzen.“ Gesagt, getan.
Saubere, ökologische Lösung
Es war Bechter wichtig im Gesamten eine saubere, ökologisch verträgliche Lösung zu finden und das bereits Vorhandene in diesem Zusammenhang sinnvoll zu nützen. „Ich habe verschiedene Szenarien durchgespielt. Obwohl eine Wärmepumpe anfangs als Lösung hoch im Kurs war, wollte ich nach einem idealeren Weg suchen. Da hat sich dann die Variante mit der Nutzung der leeren Jauchegrube als Eisspeicher fast aufgedrängt.“ Eine Eisspeicherheizung ist hierzulande noch etwas Ungewöhnliches. In nordischen Ländern ist sie weiterverbreitet und stellt in Kombination mit Sonnenkollektoren eine gute, klimaschonende Heizmöglichkeit dar. Bechter erklärt die Funktionsweise des Heizspeichers: „Ein Teil der Heizung ist der Eisspeicher im Boden, der andere ist der Sonnenkollektor auf der Südseite. Wenn Wasser seinen Aggregatzustand ändert und zu Eis gefriert, gibt es Energie ab, die mithilfe einer Wärmepumpe zum Heizen genutzt werden kann.“
Ein Wintergarten mit Mehrfachfunktion
In Hittisau wird nicht nur nachhaltig gebaut. Nachhaltige Nutzung ist ebenso ein Thema. Aus diesem Grund soll der großzügige, sonnenseitige Wintergarten als Gemeinschaftsgarten, Gemeinschaftsküche und Treffpunkt dienen. Außerdem dient er als Pufferzone zur Temperaturregulierung des Gebäudeinneren. Im Sommer wird er abgeschattet und dient zur Kühlung. Im Winter kann die dort vorhandene Wärme für die Innenräume genützt werden.
Naturmaterialien – vom Boden bis zur Decke
Gedämmt ist der „Arbeits-Stall“, der mit Ende August bezugsfertig ist, mit Stroh von Feldern aus der Region. Der verwendete Lehm kommt aus der eigenen Baugrube und das Holz stammt aus heimischen Wäldern. Für die Verbesserung der Akustik wird Schafwolle in der Decke verbaut. Für Bechter, der in seinen Projekten häufig mit ökologischen Produkten arbeitet – Stichwort lasttragendes Strohhaus – bietet die Natur oft ideale Lösungen. „Naturmaterialien können sehr viel leisten und bieten oft die beste Qualität. Auf einem Lehmboden zu gehen ist zum Beispiel ein einzigartiges Gefühl.“
Ökologisches Bauen sollte Schule machen
Bechter ist vom ökologischen Bauen überzeugt und weiß, dass er diesen Weg auch weitergehen wird. Er merkt an, dass die Offenheit gegenüber dieser Art des Bauens generell wachse, dass aber nach wie vor große Projekte selten so umgesetzt würden. Gleichzeitig verweist er auf Förderprogramme, die in Frankreich präsent sind und meint abschließend.
„Dort werden Schulen, die aus Holz, Stroh und Lehm gebaut werden gesondert gefördert. Die Kinder erleben dann von vornherein die Naturmaterialien in ihrem Alltag, fühlen sich dort wohl und wollen das dann später für sich. Das wäre doch auch was für Vorarlberg.“