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Das Sonnendorf Bartholomäberg setzt auf die Kraft der Sonne
Energieautonomie Vorarlberg

Das Sonnendorf Bartholomäberg setzt auf die Kraft der Sonne

Bereits 2009 wurde in der Montafoner Gemeinde eine Nahwärmeanlage installiert. Vor Kurzem wurde diese um eine solare Großanlage erweitert - jetzt ist auch der Ganzjahresbetrieb möglich.

Seit 10 Jahren werden das damals errichtete Mehrzweckgebäude, das Berger Lädile, das Mesmerhaus, der Pfarrhof, die Schule, der Kindergarten und auch das Hotel Berger Hof mit dem Gemeindesaal im Winter mit Wärme aus der Nahwärmeanlage versorgt. Den Bau des St. Anna Pflegeheims im Jahr 2018 nutzte die Gemeinde als Chance, um die Anlage zu adaptieren und mit der neuen solaren Großanlage den Ganzjahresbetrieb zu unterstützen.

Es ist natürlich ein sonniger Tag an dem Bürgermeister Martin Vallaster, Objekt – und Projektmanager Michael Battlogg und Martin Wagner, Geschäftsführer Wagner GmbH zur Besichtigung der Biomasse-Nahwärmeversorgungsanlage laden. Und dann heißt es: Rauf aufs Dach des Mehrzweckgebäudes. Dort oben befinden sich 160 Quadratmeter Vakuumröhrenkollektoren. Im Gegensatz zu den klassischen Kollektoren, eignen sich diese für hohe Temperaturen und bieten zudem auch im Winter bessere Wärmeerträge. „Das Vakuum“, so erklärt der Fachmann Martin Wagner „ist ein sehr guter Isolator. Die Wärme wird in den Röhren gebündelt und nach außen haben wir keine Wärmeverluste.“ Tatsächlich greifen sich die Röhren bei sommerlichen 30 Grad kühl an. Wagner erörtert weiter: „Es ist ungewöhnlich ein Biomasseheizwerk dieser Größe durchwegs mit Sonnenkraft zu betreiben. Die Abhängigkeit von der Sonne ist logischerweise die Problematik. Um damit umgehen zu können, wurden die Vakuumröhren als zielführendes Mittel gewählt.“ Wie sich gezeigt hat, die idealen Röhren, um damit das Pflegeheim vis-à-vis und auch die restlichen an das Nahwärmenetz angeschlossenen Gebäude ganzjährig mit der notwendigen Wärme zu versorgen.

Erfolgreicher Testlauf

Erfolgreicher Testlauf

Das von der Stiftung Liebenau betriebene St. Anna Pflegeheim wurde Ende 2018 eröffnet. Seit knapp neun Monaten läuft nun der sogenannte Testbetrieb. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Denn die Energieerträge sind so hoch, dass sie problemlos für alle angeschlossenen Gebäude auch für den Sommerbetrieb ausreichen.

Die bisher erzeugte Energiemenge liegt bei 70 MWH. Bis zum Jahresende soll der Wert auf 90 MWH steigen – das entspricht einer Ersparnis von über 9.000 Liter Heizöl. Außerdem konnten bis jetzt rund 20 Tonnen CO2 eingespart werden. Objekt- und Projektmanager Michael Battlogg geht davon aus, dass bis Jahresende 30 Tonnen an Einsparungen möglich sein werden. „Der Testbetrieb verläuft sehr positiv. Prozesse werden optimiert, die Steuerung sowie die Energiespeicher adaptiert und wir planen schon die nächsten Schritte“, erörtert der technisch Verantwortliche Wagner. Nicht ganz ohne Stolz meinen die drei Herren: „Wir glauben, dass wir die erste Gemeinde österreichweit sind, die eine solare Anlage dieser Größe und Art realisiert haben.“

Netzausbau wird kommen

Bürgermeister Vallaster betont, dass schon 2009 als die Nahwärmeanlage installiert wurde, der Umweltgedanke für die Entscheidung maßgeblich war. „Wir als Gemeinde übernehmen hier im Dorf als auch in der Region eine Vorbildfunktion. Wenn wir den anderen Gemeinden und den Bewohnern zeigen, so kann es gehen, dann hoffen wir auf Nachahmer. Außerdem bleibt die Wertschöpfung – das Hackgut kommt gänzlich aus Bartholomäberg – nicht nur in der Region, sondern im Dorf.“ Deshalb ist für Vallaster der stete Ausbau des Netzes in der 2400-Seelen-Gemeinde sowie die Errichtung von weiteren Solarkollektoren gesetzte Sache. „Das wird in den nächsten zwei, drei Jahren umgesetzt“, bestätigt er. Mit dem Dach des leerstehenden, ehemaligen Seniorenheims wäre schon eine ideale Fläche für weitere Kollektoren gefunden.

Umstieg ohne Förderungen schwierig

Vallaster betont wie vorbildlich die Erweiterung um die Solaranlage von vornherein gelaufen ist. „Das Projekt war gut ausgearbeitet und gut budgetiert. Darüber hinaus wurde es perfekt präsentiert und konnte in der Gemeinde einstimmig beschlossen werden.“ Er unterstreicht jedoch, dass es ohne Investitionsbeitrag der Stiftung Liebenau sowie Fördergelder des Bundes und des Landes nicht machbar gewesen wäre. „Fossile Energieträger sind immer noch zu günstig.“, meint Vallaster abschließend.

Solare Großanlage Bartholomäberg

Fläche: 160 Quadratmeter Vakuumröhrenkollektoren
Planung: 2 Jahre
Bauzeit: 6 Monate
Errichtungskosten: 180.000 Euro
Förderungen: Land Vorarlberg 10.000 Euro, Umweltförderung Kommunalkredit Public Consulting (KPC) 45.000 Euro, Kommunales Investitionsprogramm (KIP) 43.000 Euro
Jährliche Leistung: 90-100 MWH
Zulieferer: Wagner GmbH, Ritter XL Solar GmbH