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Unternehmen der Energieautonomie: Bachmann electronic GmbH
Bachmann electronic GmbH

Unternehmen der Energieautonomie: Bachmann electronic GmbH

In der Serie "Unternehmen der Energieautonomie" widmen wir uns speziell jenen Unternehmen, die mit ihren Produktlösungen eine maßgebliche Rolle beim Erreichen der Energiewende spielen.

Im Gespräch mit Gabriel Schwanzer
Bachmann electronic GmbH

Im Gespräch mit Gabriel Schwanzer

Gabriel Schwanzer ist Leiter im Vertrieb / Marketing der Bachmann electronic GmbH und Director Business Unit Wind / Energy. Wir haben mit ihm über die die Genese von Windkraft-Projekten in Vorarlberg, bürokratische Herausforderungen, die Produktion in Feldkirch - und natürlich vieles mehr gesprochen.

Was genau macht Bachmann electronic und in welchen Dimensionen kann man sich das vorstellen?

Bachmann electronic ist ein international ausgerichtetes und stark expandierendes Unternehmen. Wir entwickeln Automatisierungs- und Systemlösungen für die Branchen Energie, Industrie und maritime Anwendungen. Im Bereich der Windenergie sind wir Weltmarktführer für Automatisierungssysteme.

In etwa jedem 3. Windrad weltweit steckt Bachmann-Technik – insgesamt in mehr als 150.000 Stück.Gabriel Schwanzer, Bachmann electronic GmbH

In den übrigen Bereichen der erneuerbaren Energien liefern wir beispielweise Steuerungs- und Visualisierungssysteme für Hybridkraftwerke, Solaranlagen, Blockheizkraftwerke oder für Wasserkraftwerke.

Der klassische Maschinenbau- und die Industrieautomatisierung ist unser Ursprung. Hierfür liefern wir vor allem Steuerungstechnik, Visualisierungen oder Lösungen für das Condition Monitoring. Im maritimen Bereich stellen wir Steuerungssysteme und Visualisierungssysteme her, die beispielsweise ganze Schiffe oder Krananlagen steuern oder Teilaufgaben wie die Energiesteuerung, die Motorsteuerung oder die dynamische Positionierung übernehmen.

Unser Umsatz im Jahr 2024 betrug 108 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 3,8% zu 2023. Wir haben weltweit 20 Standorte (drei davon in Österreich). Die Zahl der Mitarbeitenden Ende 2024 betrug 555 (+3,2 %).

Ihr produziert Systeme und Lösungen für mehrere Branchen. Auf welcher liegt euer Fokus?

Alle Branchen sind strategisch wichtig für uns. Diese breite Aufstellung verschafft uns Resilienz gegen wirtschaftliche Schwankungen und sie liefert uns ein enormes Potenzial für unsere weitere Entwicklung. Den größten Umsatz machen wir derzeit im Bereich der Windenergie.

Euer Ursprung liegt ja in der klassischen Maschinenbau- und Industrieautomatisierung – wie seid ihr zu den anderen Bereichen, z.B. der Windenergie, gekommen?

Als unser Gründer Gerhard Bachmann 1970 angefangen hat, Steuerungen für die Industrie zu bauen, hielten viele in seinem Umfeld das für eine seltsame Idee. Das war eine Zeit, in der Lochkarten der Stand der Technik waren. Es hat sich dann aber gezeigt, dass er seinem Umfeld einfach gedanklich voraus war.

Im Laufe unserer Unternehmensentwicklung hat sich herauskristallisiert, dass unsere Technik aufgrund Ihrer Robustheit besonders gut für Anwendungsgebiete geeignet ist, in denen eine überdurchschnittlich hohe Zuverlässigkeit wichtig ist oder in denen eine besonders hohe Belastung herrscht. Einer dieser Bereiche ist die Windenergie. Wenn beispielsweise die Steuerung einer Offshore-Windanlage ausfällt, kostet es gleich mehrere Tausend Euro, ein Team dort hinzuschicken. Und unsere Steuerung ist mit einer von Kunden nachgewiesenen Verfügbarkeit von 99,96% besonders gut geeignet, die Zahl Service-Einsätze zu minimieren.

Ihr habt eine sehr große Fertigungstiefe und produziert eure Hardware nach wie vor ausschließlich in Feldkirch. Aus welchen Gründen? Welche Vorteile hat das?

Die gesamte Produktionskette vor Ort in Feldkirch zu haben, ist ein großer Vorteil für die Entwicklung und die Qualität unserer Produkte: Die Entwickler können sich kurzfristig mit dem Produktmanagement oder der Qualitätssicherung zusammensetzen und technische Fragen oder Abläufe besprechen – ohne dass es Einschränkungen gibt.

Zudem können wir bei uns im Hause alle Module ausgiebig testen und können schnell reagieren, wenn Adaptionen notwendig sind. – Hier sind wir wieder beim Thema Zuverlässigkeit.
Ein weiteres großes Plus, alles im Hause zu haben, ist unsere extrem zuverlässige Lieferfähigkeit.

In der Coronazeit haben wir viele Kunden gewonnen, weil unsere Lieferkette nicht unterbrochen war und wir liefern konnten.Gabriel Schwanzer, Bachmann electronic GmbH

Apropos Vorarlberg: Gibt es speziell für euer Unternehmen, in eurem Segment, gewisse Vorteile oder Hürden hier im Land?

Wir haben einen Exportanteil von 95%, dadurch haben wir naturgemäß einen sehr breiten Blick auf die ganze Welt und fokussieren uns nicht so sehr auf Österreich. Was man aber feststellen kann: Die hohen bürokratischen Hürden machen uns die Arbeit nicht gerade leicht. Hier würden wir uns von der Politik wünschen, die Zahl der Gesetze und Verordnungen auf das absolut notwendige Minimum zu beschränken. Außerdem sollte alles daran gesetzt werden, um Handelshindernisse und Unsicherheiten abzubauen – gerade auch, weil die Weltlage derzeit so unsicher ist.

Wie seht ihr die Genese von Windkraft-Projekten in Vorarlberg?

Wir sind Weltmarktführer für Automatisierungstechnik von Windkraftanlagen – und haben unseren Sitz in einem Bundesland ohne Windkraft. Das ist schon eine kuriose Situation.
Windkraft ist ein Baustein, der uns zu Energie-Autarkie verhelfen kann, das ist durch die Ereignisse in den letzten Jahren immer mehr Menschen klar geworden. Und auch bei uns im Land gibt es Flächen, die sich für Windräder eignen. Die politische und gesellschaftliche Diskussion dazu ist angetriggert und es laufen Untersuchungen über mögliche Standorte.

Windkraft muss in Symbiose mit anderen Erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Wasserkraft gesehen werden: Windkraft ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Baustein für einen nachhaltigen Energiemix.Gabriel Schwanzer, Bachmann electronic GmbH

Wir selbst produzieren bereits seit einigen Jahren Solarstrom auf dem Dach unseres Headquarter in Feldkirch. Unsere Heimatgemeinde Feldkirch wiederum ist dank Wasserkraft energieautark. - In unserem direkten Umfeld gibt es also nicht so viel Handlungsdruck wie an anderen Orten.

Allgemein beobachten wir, dass die Unternehmen vermehrt aus eigenem Antrieb regenerative Energien nutzen. Beispielsweise haben wir vor einigen Monaten an einem österreich-weit einzigartigen Pilotprojekt mitgewirkt

PV-Anlage mit rund 2.100 Modulen (885 kWp)
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PV-Anlage mit rund 2.100 Modulen (885 kWp)

Ein gutes halbes Fußballfeld groß ist die Solaranlage der Speedline Aluminium Gießerei GmbH in Schlins. Für die Energiesteuerung kommt der Smart Power Plant Controller von Bachmann electronic zum Einsatz.

Speedline war in Österreich überhaupt das erste Unternehmen, das ein Projekt in dieser Größe in Angriff genommen hat und mit unserm SPPC, der weltweit bereits mehrere hundert Mal im Einsatz ist, konnte auch dieses Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Dieser Erfolg hat mittlerweile auch Nachahmer gefunden.

Ist es ein Spezifikum in unseren Breitengraden, dass so viel Widerstand gegen Windkraft besteht? Wie geht es euch damit?

In Vorarlberg ist die Akzeptanz von Windkraft tendenziell geringer als in anderen österreichischen Bundesländern. Wenn wir uns beispielsweise mit dem Burgenland oder Niederösterreich vergleichen, in der eine der höchsten Dichten an Windkraftanlagen besteht: Dort gibt es eine hohe Akzeptanz und starke Unterstützung durch die Landesregierung. Oder Deutschland: Nach einer Befragung des Bundesverbandes Windenergie halten 80 Prozent der Bevölkerung den weiteren Ausbau von Windkraft an Land für wichtig. Besonders auffallend sind die skandinavischen Länder: Dänemark und Schweden haben beispielsweise eine lange Tradition in der Nutzung von Windenergie und zeigen eine sehr hohe Akzeptanz.

Wie findet ihr es, dass die Windkraftanlage bei SFS in Herbrugg nicht zustande kam?

Solche Diskussionen gibt es an vielen Stellen. Sie sind ein Zeichen eines ausgeprägten demokratischen Bewusstseins, was grundsätzlich gut ist. Diese Diskussionen sind aber auch erklärbar, da es sich hier bei Windenergie um etwas neues und noch Unbekanntes handelt.
Häufig werden Vorbehalte wegen der Optik von Windanlagen, wegen befürchteter akustischer Belastungen sowie Bedenken hinsichtlich Tierschutz geäußert. Das muss man ernst nehmen und sich damit auseinandersetzen.

Wir als Unternehmen müssen im Rahmen solcher Diskussionen betonen, dass es technische Möglichkeiten gibt, die Bedenken zu einem großen Teil auszuräumen: dass etwa moderne Rotoren durch ein intelligentes Rotorblatt-Design einen geräuscharmen Betrieb sicherstellen oder dass spezialisierte Unternehmen Lösungen anbieten, um Kollisionen mit Vögeln zu minimieren. Diese technische Komponente kommt in vielen Diskussionen zu kurz.

Bezüglich Weltmarkt meinen wir, wir sind Vorreiter in Sachen Erneuerbare - China ist uns da aber doch voraus. Wo seht ihr global gerade die Post abgehen, was die Erneuerbaren anbelangt?

China ist eindeutig der größte Markt für erneuerbare Energien – sowohl im Wind- als auch im Solarbereich. Und wir machen einen wichtigen Teil unseres Umsatzes dort. Die USA sind weltweit aktuell auf Platz zwei, wobei unklar ist, ob die aktuelle Administration die Dynamik im US-Markt nachhaltig ausbremsen oder die Entwicklung lediglich kurzzeitig verlangsamen wird. Indien und Brasilien zeigen starke Steigerungen, aber auch Länder wie Vietnam oder Großbritannien.

Europäische Länder wie Deutschland oder Dänemark sind tatsächlich Vorreiter bei Wind- und Solarenergie: Sie gehörten zu den Pionieren der Erneuerbaren und sie beziehen mittlerweile den größten Teil ihres Stromes aus regenerativen Energien. In Deutschland sind es derzeit etwa zwei Drittel. Österreich steht dank Wasserkraft schon lange gut dar und hat 2023 seinen Strom zu beachtlichen 85% aus erneuerbaren Quellen produziert. – Davon ist China noch weit entfernt, aber der Ausbau der Erneuerbaren erfährt aber einen deutlichen Aufwärtstrend. Und in anderen Staaten ist das auch zu beobachten.

In unseren Bestrebungen, dem Klimawandel entgegenzuwirken, sollten wir uns losgelöst von parteipolitischen Ideologien auf ein gemeinsames Ziel verständigen.Gabriel Schwanzer, Bachmann electronic GmbH

Welche (energiepolitischen) Rahmenbedingungen benötigen Unternehmen, die Lösungen für Energieautonomie anbieten wollen?

In unseren Bestrebungen, dem Klimawandel entgegenzuwirken, sollten wir uns losgelöst von parteipolitischen Ideologien auf ein gemeinsames Ziel verständigen. Hier gilt es langfristig zu denken und nicht in Regierungsperioden. Wir dürfen nicht heute die eine Technologie verbieten und morgen dann wieder eine andere und mal die eine fördern und dann die andere. Außerdem müssen wir von den extremen Regulierungen wegkommen, die in der praktischen Umsetzung mitunter so viele Probleme und Hürden verursachen, dass die Politik letztlich wieder zurückrudern muss. Dieser Zick-Zack-Kurs kostet viel Energie, Zeit und auch Geld und verhindert langfristige Investitionen.

Welche Vorteile haben Unternehmen, die Lösungen im Segment der Erneuerbaren anbieten?

Langfristig betrachtet kommt vermutlich irgendwann der Tag, von dem an es nur noch erneuerbare Energien gibt. Unternehmen im Segment der erneuerbaren Energien profitieren bis dahin von der stetig steigenden Nachfrage, die ihre Wachstumschancen vergrößert. Sie genießen Kostenvorteile durch sinkende Technologiekosten und können ihr Image durch Nachhaltigkeit stärken. Zudem haben sie oft besseren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und können Risiken durch Diversifizierung und gesellschaftliche Akzeptanz reduzieren. Und für uns gilt nicht zuletzt: Innovative Technologien für eine nachhaltige Energieversorgung für die Zukunft zu entwickeln, ist eine Herausforderung und Verantwortung, der wir uns gerne stellen.

Wie es sich anfühlt, auf einer Offshore-Anlage zu stehen und nichts weiter als Windkraftanlagen zu sehen ...
Bachmann electronic GmbH

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