Sanierung zum Generationenhaus: attraktive Förderungen und umfangreiche Beratung
Klimaschutz, Energieunabhängigkeit und leistbarer Wohnraum für die Jungen, der Erhalt des Gebäudes und der persönlichen Eigenständigkeit für die Älteren: Das Wohnen mehrerer Generationen unter einem Dach erfährt in Vorarlberg neue Beliebtheit. Zahlreiche Beratungsangebote erleichtern den Einstieg in die Sanierung, attraktive Förderungen deren Finanzierung. Darüber informierten Energielandesrat Daniel Zadra, Bauherrin Veronika Burtscher und Energieinstituts-Geschäftsführer Martin Reis im Rahmen einer Pressekonferenz zum Abschluss des Energieautonomie-Kampagnenschwerpunkts.
Auf der einen Seite tun sich junge Familien nicht leicht, Wohnungseigentum zu finanzieren. Auf der anderen Seite wohnen immer mehr ältere Paare allein in großen Einfamilienhäusern, deren Unterhalt ebenso wie alltägliche Besorgungen im Alter nicht einfacher werden. Kein Wunder, dass sich beide Generationen immer öfter zusammentun und die Kinder oder Enkelkinder an die Wohnhäuser ihrer Eltern oder Großeltern anbauen oder aufstocken.
Zusätzlicher Wohnraum im Bestand wichtig für Energieautonomie und Anpassung an den Klimawandel
Neben den genannten Gründen spielt auch der Klimaschutz eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, eine Lanze für die Sanierung zu brechen: Ein Drittel des Energiebedarfs in Vorarlberg entfällt auf das Beheizen von Wohnraum.
Daniel Zadra, Energielandesrat„Das Sanieren von Wohnhäusern hilft uns dabei, den Energiebedarf des Gebäudebestandes trotz steigender Bevölkerung zu reduzieren, was für die Energieautonomie essentiell wichtig ist. Und das Schaffen zusätzlicher Wohneinheiten im Bestand bremst die fortschreitende Versiegelung der Böden, das dämpft die Auswirkungen des Klimawandels.“
Deshalb hat das Land im Rahmen der Energieautonomie Vorarlberg die Informationsarbeit zum Thema verstärkt. Auch anhand konkreter Beispiele wird aufgezeigt, wie der Start in eine gute Sanierung gelingen kann.
Wie sich eine Wolfurter Familie ihr Generationenhaus-Projekt organisiert hat
Eines der Beispiele ist Familie Burtscher in Wolfurt, das Veronika und Werner für sich und ihre drei Kinder Mitte der 80er-Jahre gebaut haben. Mit dem Erwachsenwerden der Kinder stellte sich für die Eltern die Frage, wie sie ihnen auf dem Weg zum eigenen Wohnraum unter die Arme greifen könnten. Schnell war klar, dass das für die beiden Eltern allein eigentlich zu große Haus zum Bestandteil dieser Überlegungen werden musste.
Über zwei Jahre lang planten sie zusammen mit ihren Kindern, ob und wie sich ihre Interessen, eine Shiatsu-Praxis und Wohnraum für zwei oder gar drei Familien unter einen Hut bringen ließen. Dabei wurden in vielen Gesprächen Ansätze aufgestellt, angepasst und wieder verworfen, bis schließlich jene Variante am Tisch lag, die für alle passte: die ehemalige Garage zur Praxis ausgebaut, die Wohnung für die ältere Tochter im Erdgeschoß mit Zugang zum für sie besonders wichtigen Garten und die Eltern im ausgebauten OG. Als nächstes steht der Ausbau für die jüngste Tochter an, die auch wieder Platz im großen Generationenhaus finden möchte.
Reden, reden, reden
Der Prozess verlief ohne große Konflikte, war aber dennoch nicht immer reibungsfrei. Warum es gelungen ist, zu einem guten Ergebnis zu kommen, bringt Veronika Burtscher auf den Punkt:
Veronika Burtscher, Bauherrin„Wir haben über alles geredet, es saßen immer alle am Tisch. Jeder konnte einbringen, wenn sich eine Entscheidung nicht gut angefühlt hat. Dadurch bestand nie die Gefahr, dass die Planung in eine völlig falsche Richtung läuft. Wir konnten mit kleinen Anpassungen jederzeit auf Kurs bleiben.“
Der Kurs führt zu einem Haus, das viel Platz für Berührungspunkte wie die gemeinsame Gartenarbeit bietet und gleichzeitig Raum für die eigene Privatsphäre lässt. „Darum freuen wir uns sehr, das Haus gemeinsam mit unseren Kindern zu bewohnen. Es zwischendurch aber auch verlassen zu können und es für ein paar Wochen in besten Händen zu wissen. So haben wir stets einen guten Stand und immer ein leichtes Gepäck,“ fasst die reisefreudige Hausherrin die Vorteile zusammen.
Beratungen helfen beim Einstieg in die Sanierung
Nicht jeder kann oder mag sich diesen Herausforderungen alleine stellen, weshalb das Energieinstitut gemeinsam mit dem Land und den Vorarlberger Gemeinden eine Sanierungsberatung speziell für diesen Fall entwickelt hat. Die sogenannte „Sanierungs-Vorberatung“ hilft dabei, die wichtigen Grundlagen zu klären, bevor es in die konkrete Planung geht.
„Gemeinsam mit speziell geschulten Beraterinnen und Beratern klären die Bauleute, welche Anforderungen das Gebäude in drei, zehn oder zwanzig Jahren erfüllen soll – und was dafür getan werden muss“, erklärt Energieinstituts-Geschäftsführer Martin Reis. Dabei steht die technische Machbarkeit erst einmal im Hintergrund.
Martin Reis, Geschäftsführer Energieinstitut Vorarlberg„Wir klären zuerst, wer welche Wünsche und Bedürfnisse hat, und ob die unter einen Hut zu bringen sind. In einem zweiten Schritt schauen wir dann, welche Möglichkeiten sich dadurch für das Gebäude auftun, und was es können muss. Mit dem Wissen nach der Beratung können die Bauleute dann gezielt zur Planerin oder zum Planer des Vertrauens gehen.“
Um das auch fundiert zu leisten, wird diese Beratung ausschließlich von speziell geschulten PlanerInnen durchgeführt. Geht es um die konkrete Umsetzung, helfen die vom Land geförderte Sanierungsberatung gemäß Wohnbauförderung oder die klassische Energieberatung im Energieinstitut. Hier werden Fragen nach Energiestandards, Baumaterialwahl, Heizung und Haustechnik und vor allem Wohnbau- und Sanierungsförderung behandelt.
Förderungen von Bund und Land ermöglichen die Umsetzung
Fragen zur Förderung werden den Expertinnen und Experten im Energieinstitut und im Landhaus besonders oft gestellt. Das wundert Landesrat Daniela Zadra nicht, „denn die Förderungen, die Bund und Land für die Sanierung von Wohngebäuden und den Umstieg auf erneuerbare Energieträger ausschütten, sind sehr attraktiv“.
Der Bund unterstützt Sanierungsmaßnahmen mit Zuschüssen bis 42.000 Euro. Wird bei der Sanierung auf nachhaltige Materialien gesetzt und zudem noch eine Öl- oder Gasheizung getauscht, können es sogar noch deutlich mehr sein. Bei der Sanierungsförderung des Landes kann zwischen Zuschuss und Darlehen gewählt werden. Die Zuschüsse betragen im Ein- oder Zweifamilienhaus bis zu 28.000 Euro. Werden Gebäude umfassend saniert, entscheiden sich die Bauleute laut Zadra aber meistens für den sehr zinsgünstigen Förderkredit.
Günstiger Kredit oder Barzuschuss
Mit einer Laufzeit von bis zu 35 Jahren, von denen die ersten zehn zinsfrei und in den weiteren die Zinsen fixiert sind, ersetzt er in vielen Fällen die klassische Kreditfinanzierung über die Bank. Die Höhe des Förderkredits setzt sich aus einer Basisförderung zusammen, die durch Boni für ökologisch und energetisch wirkungsvolle Maßnahmen oder für niedrige Einkommen aufgestockt werden kann.
„Ein Gesamtsanierungs- oder Nachverdichtungsbonus belohnt die zusätzliche Schaffung von Wohnraum im Bestand ebenso wie die Tatsache, dass die zugebaute Fläche über die Sanierungsförderung abgewickelt wird, die attraktiver ist, als die Neubauförderung“, unterstreicht Zadra die Bemühungen des Landes, bei der Schaffung von zusätzlichen Wohneinheiten im Bestand zu unterstützen. Neben den klassischen Sanierungsmaßnahmen werden auch Beratungs- und Begleitmaßnahmen gefördert.
Energieinstitut baut Engagement im Thema weiter aus
Weil der Gebäudesanierung eine große Bedeutung nicht nur auf dem Weg zur Energieautonomie zukommt, beschäftigt sich auch das Energieinstitut Vorarlberg aktuell und in den nächsten Jahren noch stärker mit dem Thema. Geplant ist laut Martin Reis der Ausbau der Beratungs- und Informationsangebote für Bauleute und Profis. Auch die erfolgreiche Forschung im Mehrwohnungsbau soll weiter vertieft werden.
Weitere Informationen
- Förderungen von Bund und Land im Überblick auf www.energieinstitut.at/foerderungen
- Die Beratungsangebote kurz zusammengefasst und mehr Infos samt Video zum Haus Burtscher gibt's hier.
- Viele Sanierungsbeispiele aus Vorarlberg auf www.sanierungsgalerie.at
Bilder auf dieser Seite: Karin Nussbaumer, Bernd Hofmeister