Erfolgsgeschichte Biomasse: Vorarlberg mit Vorreiter-Rolle
Knapp zehn Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Vorarlberg entfallen auf Biomasse – Tendenz steigend. Vorzeige-Projekte wie das Biomasse Heizwerk Rankweil sorgen dafür, dass auch der volkswirtschaftliche Nutzen ein großer ist.
Stärkung der Forstwirtschaft, Reduktion der CO2-Belastung und Forcierung erneuerbarer Energieträger: Die Gründe für die Initiierung des Schwerpunktprogrammes Biomasse des Landes Vorarlberg im Jahre 1993 waren vielfältig. Mit gerade einmal 3,1 Prozent nahm der heimische und erneuerbare Rohstoff Holz Anfang der 1990er-Jahre einen verschwindend geringen Anteil am Gesamtenergieverbrauch Vorarlbergs ein. „Eine in Auftrag gegebene Studie kam zum Schluss, dass dieser Anteil – bei der Nutzung der gesamten in Vorarlberg vorhandenen Energieholzmengen – auf rund 8 Prozent erhöht werden kann“, erklärt Christian Vögel, Programmleiter der Energieautonomie Vorarlberg, rückblickend.
Gesagt, getan: Die Landesregierung gewährte fortan großzügige Zuschüsse für Hackschnitzel-Heizanlagen für Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser, Pufferspeicher und deren Einbindung in eine neue Holzheizanlage sowie Biomasse-Nahwärmeversorgungs- bzw. kommunale Großanlagen. Gestärkt vom Erfolg wurde das Schwerpunktprogramm Biomasse auch im anschließend initiierten „Energiekonzept Vorarlberg 2010“ als wichtige Stütze festgelegt. Die ausgesprochen positiven Folgen: Das Ziel, wonach im Jahre 2010 8 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf Biomasse entfallen sollte, wurde erreicht.
„Biomasse hat Heizöl beim Energieverbrauch in Vorarlberg bereits auf die Plätze verwiesen.“
Christian Vögel, Programmleiter Energieautonomie Vorarlberg
Ambitionierte Ziele Was im Jahre 1993 als Vision begann, fand im Jahre 2009 mit dem einstimmigen Landtagsbeschluss zur Umsetzung der Energieautonomie Vorarlberg eine mehr als würdige Fortsetzung. Der Anteil von Holz an der Energiegewinnung konnte in den vergangenen zehn Jahren von 510 GWh um 73 Prozent auf 881 GWh gesteigert werden – und 2012 Heizöl erstmals (876 GWh) auf die Plätze verweisen. „Mit 37 Prozent haben erneuerbare Energieträger in Vorarlberg – im Vergleich zu anderen Bundesländern – bereits heute einen überdurchschnittlich großen Anteil am Gesamtenergieverbrauch. Wir sind auf Zielpfad“, freut sich Programmleiter Vögel.
Hervorzuheben sind aber nicht nur die positiven Folgen für die Umwelt. Der Fokus auf Biomasse hat auch volkswirtschaftlichen Nutzen: Österreichweit verschafft die nachhaltige Nutzung von Holz bereits heute mehr als hunderttausend Menschen ein Einkommen und mehr als 1,5 Millionen Holzheizern eine sichere und günstige Brennstoffversorgung, wie der österreichische Biomasse-Verband kürzlich informierte.
Foto: Biomasse Heizwerk Rankweil
Auszeichnung für Vorzeige-Projekt Unter diesen Vorzeige-Projekten: Das Biomasse-Heizwerk Rankweil. Seit dem Jahr 2000 sorgt es auf 5,5 Kilometer Leitungslänge für wohlige Wärme bei insgesamt 110 Abnehmern. Darunter das angrenzende Landeskrankenhaus Valduna und das Pflegeheim der Marktgemeinde Rankweil. Das zweite, 2008 eröffnete Werk bei der HTL Rankweil, deckt den kompletten Heizwärmebedarf der Schule ab. Ein Engagement, für das die Agrargemeinschaft Rankweil auch von hoher Stelle Anerkennung erfahren hat. Im Jänner 2014 wurde das Biomasse Heizwerk vom Lebensministerium und klima:aktiv als „Vorzeigeprojekt“ ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: „Die Eigentümer haben nach mittlerweile zwei Ausbaustufen gezeigt, dass sie sich der kompromisslosen Betriebsoptimierung verschrieben haben. Der Erfolg der durchgeführten Maßnahmen hat sich bereits eingestellt, der oft mühsame Weg dorthin war nur durch den absoluten Willen der Akteure möglich. Die sorgfältig geplanten und realisierten Um- und Ausbauten und die laufende Prozessbeobachtung und -optimierung machen das Biomasse Heizwerk Rankweil zu einem absoluten Vorzeigeprojekt.“
„Wir waren und sind ständig darum bemüht, unser Heizwerk auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Die Auszeichnung ist Bestätigung für diesen Weg.“
Bernhard Nöckl, Geschäftsführer Biomasse Wärmeversorgung Rankweil
Langer Weg zum Erfolg Dabei war der Weg, den die Betreiber bis zur Realisierung des Werkes gehen mussten, oft mit Steinen gesät. Unter anderem deshalb, weil fossile Energieträger wie Öl und Gas zum Start des Biomasse Heizwerks relativ günstig zu erstehen waren, die Verhandlungen mit potenziellen Abnehmern sich jedoch schwierig gestalteten. Und doch bewiesen zahlreiche Unternehmen und Privathaushalte Weitblick. Doch die aktuelle Bilanz kann sich sehen lassen: So beläuft sich der Wärmeertrag des Hauptwerkes Letze auf knapp 13.000.000 kWh, 84 Privathaushalte sowie 14 Gebäude der Marktgemeinde Rankweil und das LKH Rankweil werden mit Energie beliefert. Insgesamt werden damit jährlich 1,3 Millionen Liter Heizöl eingespart. Das entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 600 Einfamilienhäusern. Auch wenn die Nachfrage weiterhin beträchtlich ist: Trotz zahlreicher Optimierungen ist der Zenit des Biomasse Heizwerks damit nahezu erreicht. „Unsere Anlage ist per Modem ständig mit der TU Graz verbunden. Wir arbeiten mit den Experten ständig an Verbesserungen. Die großen Optimierungen sind jedoch abgeschlossen, es handelt sich aktuell um Feintuning“, erklärt Geschäftsführer Bernhard Nöckl.
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