20. Februar 2017
Arlberg wird zur Biomasse-Hochburg
Hackschnitzel und Baumrinden: Der Lecher Ortsteil Zürs stellt seine Wärmeversorgung zu 100 Prozent mit Biomasse sicher.
Es darf als Meilenstein in der Biomasse-Historie des Landes gewertet werden, als Anfang Jänner dieses Jahres die letzten beiden Gebäude in Zürs an das Netz des Biomasse-Heizwerks angeschlossen wurden. Die Tourismushochburg am Arlberg ist die vorarlbergweit erste Ortschaft, die ihre Wärme-Energieversorgung zu 100 Prozent mit Biomasse abdeckt – und somit mit Hackschnitzeln und Baumrinden aus der Region. Eine Erfolgsgeschichte, die anfänglich nicht nur Befürworter hatte. „Man muss sich mit guter Leistung Vertrauen in der Bevölkerung erarbeiten. Anfänglich gab es natürlich Skeptiker, die sowohl in Sachen Funktionalität als auch Preis ihre Bedenken hatten“, erklärt Marcell Strolz, Planer und Betreiber des 2010 eröffneten Biomasse-Heizwerks in Zürs. Sieben Jahre nach Inbetriebnahme habe man diese vollständig ausräumen können. Ein Blick auf die Zahlen des Biomasse-Heizwerks zeigt warum: In Zürs werden dank Biomasse jährlich rund 1,3 Millionen Liter Öl und 4.500 Tonnen CO2 eingespart. Das 3.000-Meter-lange Netz verbindet 37 Wärmeabnehmer mit dem Nahwärmekraftwerk.
Keine Service- und Wartungskosten
Dass die Erfolgsgeschichte der Biomasse Zürs kein Zufall ist, legt die berufliche Vergangenheit von Betreiber und Geschäftsführer Strolz nahe. Bereits als Prokurist beim Biomasseheizwerk Lech, das heute mehr als 300 Gebäude mit wohliger Wärme versorgt und rund 96 Prozent der Heizlast der Gemeinde trägt, leitete er am Arlberg erfolgreich eine ökologische und ressourcenschonende Heizwende ein. Warum gerade der Arlberg eine so Biomasse-affine Region ist? „Hoteliers haben sehr viele Aufgaben zu bewältigen und sind darum bemüht, möglichst viele Agenden auszulagern. Hier liegen die Vorteile von Biomasse klar auf der Hand“, betont Strolz mit Verweis auf die geringen Betriebskosten. So fallen bei einem Biomasse-Anschluss weder Service- noch Wartungskosten an. Und: „Eine intakte Natur wird gerade am Arlberg großgeschrieben. Hinzu kommt, dass die Luftqualität mit dem Umstieg auf Biomasse dramatisch besser geworden ist“, so Strolz.
Vorarlberg setzte Schwerpunkt-Maßnahmen
Mit dem Biomasse Schwerpunktprogramm läutete das Land Vorarlberg bereits im Jahre 1993 eine Zeitwende im Bereich Heizen ein. Denn: Der damals in Relation günstige Preis von fossilen Rohstoffen wie Öl und Gas führte dazu, dass der heimische und erneuerbare Rohstoff Holz Anfang der 1990er-Jahre mit 3,1 Prozent einen verschwindend geringen Anteil am Gesamtenergieverbrauch in Vorarlberg einnahm. „Die energetische Nutzung von Biomasse ist aus energiewirtschaftlicher und auch aus forstlicher Sicht zu begrüßen“, erklärt Christian Vögel, Programmleiter der Energieautonomie Vorarlberg, rückblickend. Mit Erfolg: Im Jahre 2010 entfielen bereits acht Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf Biomasse – das mit dem Schwerpunktprogramm anvisierte Ziel wurde übererfüllt. „Heute beträgt der Anteil der Biomasse am Gesamtenergieverbrauch rund zehn Prozent“, so Vögel.
Erneuerbare Energien im Vormarsch
Das untermauern auch die Leistungszahlen. Der Anteil von Holz an der Energiegewinnung wurde von 510 GWh um 73 Prozent auf 881 GWh gesteigert, im Jahre 2012 wurde Heizöl erstmals auf die Plätze verwiesen. „Wasserkraft, Sonne, Biogas und Holz haben in Vorarlberg einen Anteil von beinahe 40 Prozent am Gesamtenergieverbrauch – das ist ein beachtlicher Wert. Wir sind derzeit auf Zielpfad“, freut sich der zuständige Landesrat Erich Schwärzler – und ergänzt: „Jede einzelne Investition in erneuerbare Energien bringt uns näher an das ambitionierte Ziel der Energieautonomie heran."
Mit attraktiven Förderungen soll diese österreichweite Vorreiterrolle weiter ausgebaut werden. So werden auch 2017 Holzheizungen und Anschlüsse an Nahwärme-Heizwerke gefördert – je nach Heizwärmebedarf des Gebäudes zwischen 1.500 und 3.500 Euro. Die Förderung ist mit 25 Prozent der Gesamtkosten gedeckelt.